Der Schacherzähler
![Buchseite und Rezensionen zu 'Der Schacherzähler' von Judith Pinnow](https://m.media-amazon.com/images/I/51tSr18mY9L._SL500_.jpg)
Walter hat vor einiger Zeit seine Frau verloren. Seither fühlt er sich einsam und übersteht den Tag nur, indem er seine festen Rituale einhält. Im Park spielt er Schach gegen seine tote Frau. Eines Tages begegnet er dort im Park dem neunjährigen Janne, der auch gerne Schach lernen möchte. Oldman – wie er sich dem Jungen gegenüber vorgestellt hat – glaubt nicht, dass es Erfolg bringen wird, denn Janne kann keinen Moment stillsitzen. Doch verblüffender Weise lernt der Junge schnell und Walter beginnt zu erzählen. Die entstehende Freundschaft tut beiden gut. Dann aber ist Oldman nicht mehr da und Janne sucht ihn.
Dies ist mein erstes Buch der Autorin Judith Pinnow, aber sicherlich nicht mein letztes. Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen und die Geschichte geht zu Herzen. Erzählt wird aus unterschiedlichen Perspektiven, so dass man immer ganz nahe dran ist.
Walter ist nicht sehr zugänglich. Wozu auch? Seit dem Tod seiner Frau ist er alleine, denn Freunde hat er nicht. Bitterkeit hat sich eingeschlichen und Schuldgefühle trägt er auch mit sich, doch Janne gelingt es mit seiner offenen Art, dass auch der alte Mann sich zunehmend öffnet. Janne hat Schwierigkeiten in der Schule, da er hyperaktiv ist und die Lehrerin überhaupt kein Verständnis hat. Zum Glück steht Malu fest zu Janne. Beim Schachspielen dagegen ist Janne hochkonzentriert dabei und lernt sehr schnell. Neben diesen Protagonisten gibt es aber noch andere liebenswürdige Personen. Da ist Jannes Mutter Malu, die es als Alleinerziehende nicht ganz leicht hat. Liv zeigt immer wieder, dass sie Malu eine gute Freundin ist, und im Café von Hinnerk fühlen sich die Menschen wohl.
Diese berührende Geschichte mit den tollen Charakteren kann ich nur empfehlen.
Morgen machen wir es besser
Die alleinerziehende Malu lebt mit ihrem Sohn Janne in Bad Altbach, einer kleinen Stadt. Seit einigen Jahren arbeitet die junge Frau im Café Blue Hour und verdient damit den Lebensunterhalt. Alles könnte eigentlich ganz gut sein, wenn Janne nicht so oft Ärger in der Schule mit der Lehrerin bzw. seinen Mitschülern hätte und das Café nicht kurz vor der Schließung stehen würde.
Dann lernt Janne eines Tages den alten Mann kennen, der oft im Park unter einem Baum sitz und alleine Schach spielt. Als der Junge ihn fragt wie er heißt, stellt sich der Mann ihm als „Oldman“. Da sich der Jane sehr für die Spielfiguren auf dem Brett interessiert, beginnt Oldman ihm das Spiel zu erklären. Nach und nach beginnt sich eine Freundschaft zwischen dem älteren Mann und dem Jungen zu entwickeln. Wären da nur nicht diese ungeklärten Dinge aus der Vergangenheit, die die handelnden Figuren bis in die Gegenwart noch „verfolgen“.
Die Geschichte „Der Schacherzähler“ ist eine kleine, feine Geschichte mit liebenswerten Charakteren. Die meiste Zeit gehen die Figuren sehr umsichtig miteinander um, so dass eine angenehme Wohlfühlatmosphäre im Verlauf der Geschichte entsteht. Gewürzt wird das Ganze noch mit einer kräftigen Prise an Geheimnissen, die einige Protagonisten so im Gepäck haben.
Oft habe ich daher mit Oldman mitgelitten und gezittert und gehofft, dass sich für ihn noch alles zum Guten wenden wird.
Einzig Livs Geheimnis war ein bisschen zu viel des Guten, für meinen Geschmack. Dieser Teil der Geschichte wirkte auf mich irgendwie in den Verlauf der Handlung hinein „gequetscht“ und man hätte ihn gut weglassen können.
Jedes Kapitel wird aus der Sicht eines anderen Protagonisten heraus erzählt. Es trägt dessen Name als Überschrift und dieser Perspektivwechsel lässt den/die Leser*in noch näher an die Figuren heranrücken. Das hat mir gut gefallen.
Fazit:
Eine mitreißende Wohlfühlgeschichte, mit einigen Spannungskurven.